10
Nov
2024

Update #4

Die erste große Etappe ist geschafft, wir sind rechtzeitig in Las Palmas angekommen!

Vor gerade einmal 2 Wochen waren wir mit den anstrengenden (und für mich auch sehr aufreibenden) Vorbereitungen für Biskaya-Überquerung bereit und wir lagen in der Marina von Les Sables d’Olonne just gegenüber der unglaublichen Vendee-Globe-Flotte, die heute, am 10.11.2024 zu der härtesten Segelregatta der Welt aufbricht. Der ganze Hafen ist ein gigantisches Festivalgelände, in dem die Helden der Seefahrt ihre kompromisslosen, 60 Fuß (18,29m) langen HighTech Carbon-Rennyachten dem Publikum präsentierten. Bereits einen Monat vor dem Beginn der Vendee Globe, standen täglich riesige Menschenmassen Schlange. Da die Firmen, die unsere Mulan in Betrieb setzen, innerhalb des Festivalgeländes lagen, habe wir VIP-Pässe bekommen. Obendrein mussten wir ja auch unser Dinghi ausprobieren und konnten so die exklusivsten Einblicke gewinnen und zwischen den IMOCA-60-Yachten hindurch fahren. Näher dran geht wirklich nicht. Aber wir mussten weiter und wir konnten nicht bis zum Start warten, denn wir haben am 24.11. unseren eigenen Rally-Start: Die ARC 2024.

Inzwischen sind wir im eigenen Eventbereich in Las Palmas auf den Kanarischen Inseln angekommen und die Überfahrt war.
Die Biskaya war zwar ruhiger als befürchtet, aber die Strecke um Portugal war deutlich schwieriger, denn wir mussten zwei Tage bei Windgeschwindigkeiten von bis zu 30 Knoten (ca. 55 km/h) gegen den Wind und gegen die Welle anfahren. Diese Kurse werden nicht ohne Grund auch „Kotz-Kurse“ genannt. Waren wir in einem Wellental, konnten wir um uns herum nur noch die Wasserwände sehen und nur oben auf dem Wellenberg sahen wir noch den fernen Horizont. Vor Allem in den Bugkabinen kann es hierbei sehr unangenehm werden. Nicht nur, dass man im Bett beim Eintauchen nach einem Wellenberg fast abhebt, sondern das brutale Krachen des Rumpfes auf das Wasser ist nervenaufreibend. Das Boot und die Crew haben aber alles gut überstanden und die Stimmung ist hervorragend. Einzig Max, der wegen Rückenproblemen vorbelastet war, konnte nicht mehr in der Bugkabine schlafen.

Die Mulan ist ein phantastisches Boot. Insgesamt ist die Qualität besser als gedacht und es gibt sehr wenig auszusetzen. Dabei erzählten mir mehrere befreundete Bootseigner, dass wir zwischen 6-12 Monate für die Kommissionierung und die Tests einer neuen Yacht einplanen müssten. Es hieß immer: Ein Boot ist nicht wie ein Auto vom Fließband. Es ist eher wie ein Haus-Neubau und es dauert meist sehr lange, bis alle Fehler behoben sind. Natürlich ist bei uns nicht alles perfekt, aber wir sind zuversichtlich, dass wir in Las Palmas noch vor dem Start der Atlantiküberquerung die wichtigen Punkte geregelt bekommen. Die Starlink-Schüssel haben wir provisorisch mit Spanngurten auf dem zweiten Steuerstand montiert, der Generator funktioniert zwar, speist aber nicht die Hausbatterien, das Kurzwellenradio haben wir noch nicht installieren können, etc. Also keine schlimmen Probleme, es muss aber noch gelöst werden.

Häufig werden wir gefragt, wie schnell wir sind. Bisher sind wir eher gemächlich unterwegs und fahren nach Refftabelle, die wir sehr konservativ auslegen. Auch sind wir ziemlich voll beladen, was auch der Performance nicht zuträglich ist. Es ist offensichtlich, dass volle Diesel (400l) -und Wassertanks (600l), Waschmaschine, Spülmaschine, Generator und unsere gesamte Ausrüstung hier eine große Rolle spielen. Und wenn die Maschinen in der Flaute laufen, dann eben auch nur bei knapp über Leerlaufdrehzahl bei 1300 Umdrehungen pro Minute, um kursstabil und noch angenehm weiter zu kommen. Meist landen wir um zwischen 7 und 9 Knoten, gelegentlich sind wir auch zweistellig unterwegs. Als Rekord steht in der Logge 13,2 Knoten. Aktuell gibt es aber auch bei Geschwindigkeiten von über 8 Knoten Vibrationen mit dem Wellengenerator, der über eine Schraube unter dem Rumpf Strom generiert. Inzwischen hat sich der Energiehaushalt zu einem der Hauptthemen entwickelt, denn Kühlschränke, der Autopilot, Radar (zumindest nachts) und vor Allem Starlink, das wir nur zu Felix‘ Schulzeiten anschalten, fressen sehr viel Strom. Im Nachhinein hätten wir noch mehr in Li-Ion Batterien und noch mehr Solarzellen investieren und im Gegenzug auf die Skylounge verzichten sollen. Aber ansonsten ist Mulan einfach phantastisch. Sehr komfortabel, sehr geräumig, leicht zu segeln und Wache gehen ist super einfach, weil man von überall aus praktisch alles sehen kann. Von meinem jetzigen Sitzplatz am Salon-Esstisch aus habe ich einen 360° Rundumblick, genauso im Cockpit und den Steuerständen. Egal, wo man ist, man sieht immer, was an Bord und drumherum los ist. Und wir können uns nicht satt sehen. Delphine sind in der ersten Woche jeden(!) Tag um unser Boot geschwommen und gesprungen, die Sonnenauf- und Untergänge sind auf See sind einfach grandios und es ist ein erhabenes Gefühl, einen Rundumblick zu machen und bis zum Horizont in jeder Richtung weder Land noch andere Boote zu sehen. Zeitweise waren auch im AIS, dem Kollisionswarner im Umkreis von bis zu 200km nur 2 andere Boote auszumachen. 
Nun heißt es für uns aber: Vorbereiten für die Atlantiküberquerung und heute werden wir den Start der Vendee Globe verfolgen und wir werden mitfiebern, wie Boris Herrman und Co unserem Fahrwasser fahren, bis sie uns in deutlich kürzerer Zeit hier auf den Kanarischen Inseln überholen werden. Wenn die Haudegen wieder nach Les Sables zurückkehren, werden wir es voraussichtlich gerade einmal bis nach Mittelamerika geschafft haben. Immerhin ist es dann schön warm bei uns und wir werden auch Bade- und Surfpausen haben, während die Vendee-Globe-Flotte im Südpolarmeer gegen haushohe Brecher kämpfen. Also ich gebe uns durchaus einen Punkt hierfür.

Ich habe übrigens neben vielen Fotos auch Videos aufgenommen, allerdings hatte ich schlicht noch keine Zeit, die zu sortieren, zu editieren und zu schneiden. Es gibt zu viele Themen, die eine höhere Priorität haben.

Ansonsten haben wir noch einige Etappen, für die wir Crew suchen, insbesondere für die Etappen von der Karibik über Panama bis zu den Galapagos-Inseln und dann weiter für die Strecken von den Galapagos-Inseln über die Marquesas-Inseln, Bora Bora, Tahiti, etc. bis nach Australien. Wer Interesse hat, also bitte bei mir melden.

Das nächste Update gibt es dann voraussichtlich aus der Karibik im Dezember.

Bis dahin alles Gute,
  Jan

Sonnenuntergang auf der Biskaya

Update #3

Die letzten Wochen waren sehr anstrengend und auch aufreibend. Inzwischen sind wir und Mulan aber bereit, nach A Coruna aufzubrechen. Vielen herzlichen Dank für die viele harte Arbeit an Ralf, Max, Eduard und Felix. Ohne Euch wäre das alles nicht gegangen.
Wenn alles passt, sind wir Montagabend dort.

Unsere Position kann nun weltweit über YB Tracking angezeigt werden:

Mulan - YBlog - YB Tracking

Wir haben auch unsere Anmeldung durch: 
Call Sign: DJEH2
MMSI: 211103610

Für die Funker: SSB dauert noch etwas, allerdings haben wir Starlink bereits im Betrieb, auch wenn es noch nicht fest installiert ist und wir es für die Fahrt einholen müssen.

Hier in Les Sables d Olonne ist es gerade einfach irre, denn die Vandee Globe startet hier Anfang November und es ist jeden Tag Folksfeststimmung mit tausenden Besuchern. Und wir haben einen Premium-Platz und gerade vom Salon aus schaue ich auf die ganze Flotte.
Wir können es kaum abwarten, endlich loszusegeln!

Für Videos und mehr habe ich gerade leider garkeine Zeit, werde es aber später nachholen.

 

Kurzupdate #2.1 (Nachtrag zum 16.09.2024)

Mulan kommt jetzt von der Excess-Werft zum Kommissionierer (Sailing Atlantic Services) und zum Yachtausrüster (RM Nautisme). Die Werkstätten liegen zum Glück direkt nebeneinander.
Dort wird vom Kommissionierer der Mast gestellt und der Rest des Bootes zusammengebaut. Vom Yachtausrüster wird dazu noch der Stromgenerator, der Hydro-Generator und der Wassermacher installiert.
Auch die Termine sind nun optimistischer: Wir planen nun, am 16.10.2024 über Nacht mit dem Auto samt Anhänger dorthin zu fahren. Wir laden am 17.10. alles aus, installieren die Befestigungen für den Parasailor, kaufen ein, was sonst noch fehlt. Sobald wir fertig sind, fahren wir zurück nach Karlsruhe, bringen Auto und Anhänger zurück, ziehen uns frische Socken an und fahren oder fliegen final zum Boot, wo voraussichtlich nun am 19.10. die Übergabe stattfindet. Danach machen wir weitere Sea Trials, Manöverübungen und wenn das Wetter mitspielt, segeln wir wenige Tage später nach A Coruna.
Auf der Karte links seht ihr das Grundstück des Yachtausrüsters, wo sich Mulan nun ab dieser Woche sein wird. Letzte Woche gab es einen Sturm, weshalb die Yachten dort nicht auslaufen und Platz für die Wasserung der Yachten machen konnten. Dadurch war dann das Werftgelände blockiert.
Der Wind hat gedreht und jetzt geht es wieder weiter.

16
SEPT
2024

Newsletter #2
(No. 1 kam nur per Mail)
Lieferverzögerung,..

Dieser Newsletter aber leider nicht mit Bildern von uns auf dem Boot, sondern mit der heutigen Nachricht, dass sich die Bootsübergabe auf den 21.10. verschieben soll
Mit einer Verzögerung von einer Woche bis 10 Tagen hatte ich bisher gerechnet.
Wenn sich der Termin nicht weiter verschiebt, werden wir aber noch immer mit ausreichend Puffer in Las Palmas einlaufen. Ich hoffe, dass wir das mit der Creweinteilung bis dahin noch richtig hinbekommen.

Freie Plätze?
Nach aktuellem Stand sind wir nun bis in die Karibik ausgebucht. Dort geht der Großteil der Crew Mitte Dezember von Bord. Allerdings werden wir dort neben weiterem Familienurlaub mit meiner Schwester und ihrem Freund auch noch etwas Bootswartung machen. Um den 10. Januar kommen dann auch endlich Charlotte und Lisa nach St. Lucia und wir segeln dann gemeinsam bis zu den Galapagos-Inseln.

Auf der Tour von St. Lucia (11.01.2026) über Panama bis zu den Galapagos-Inseln (Mitte-Ende Februar) haben wir also aktuell bis zu 4 Plätze frei. Ab den Galapagos-Inseln bis nach Australien sind bisher nur Felix und ich sicher. Für Australien haben wir allerdings bereits einige Buchungen/Anfragen.
>Falls also jemand Lust auf die Südsee mit eine großen Überquerung und dann Inselhopping hat (Also Panama, Galapagos, Nuku Hiva/Hiva Oa, Bora Bora, Tahiti, Fiji bis Macay/Australien), bitte melden! 😉

Was ist sonst passiert?
-Wir haben die Bootspapiere bekommen, die Versicherung ist abgeschlossen und kümmern uns gerade um die Anmeldung.
-Wir haben die meisten Sachen gepackt und sind (fast) bereit, zum Boot zu fahren. (Bild Rechts)
-Für mein altes Bürozimmer haben wir nun einen Nachmieter
-Nach Charlotte ist nun auch Felix in Karlsruhe abgemeldet und nun soll das Kindergelt gestrichen werden, weil unser Amt davon ausgeht, dass wir nun getrennt seien und die Kinder bei der Mutter wohnen, die dann ihrerseits Kindergeld beantragen könnte,.. Ja, da sind sie schnell,..

-Medikamente haben wir sehr achtsam zusammengestellt, katalogisiert und die Liste dem Medico-Call Service zukommen lassen: https://www.dropbox.com/scl/fi/kjbfrigeqqufcuok1f07o/Medicine-list-on-Mulan_202009.pdf?rlkey=sug113s8rmq88um91cnwd34h4&st=loqvebua&dl=0  (Es haben mehrere Ärzte drauf geschaut und alle befunden, dass dies ausreichen sollte. Die Kassenanzeige in der Apotheke unten links, der Stapel an Verschreibungen dazu unten in der Mitte. Dazu haben wir auch einen Medizinkoffer mit allen Werkzeugen, Verbandsmaterialien, etc. Wir können nun auch Blutzucker unterwegs bestimmen, Blutdruck sowieso, aber auch Brüche schienen, Wunden nähen, etc. (Dazu habe ich auch ein Übungskit, um das Nähen der Wunden zu üben). Insgesamt haben wir so alleine für Medizinische Einrichtung und Medikamente rund €2.500,- ausgegeben.

Was machen wir jetzt noch?
-Steuererklärung, Nebenkostenabrechnungen
-EPIRB programmieren (sobald wir die Frequenzzuteilungsurkunde haben
-Essen aufbrauchen, Kühlschränke abtauen >>Möchte noch jemand Essen haben? Wir werden sonst vor der Abreise viel entsorgen müssen.
-Müll/Abfall entsorgen
-Keller aufräumen
-Weiter Sport und gesundes Essen, um so fit wie möglich die Reise angehen zu können (Bin auf einem guten Weg, siehe Bild unten rechts)…



 

©Jan Weustink. Alle Rechte vorbehalten.

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